Früherkennungen & Sprachentwicklung

„Die Sprache gleicht dem im Stein schlummernden Feuerfunken. Ehe man gelernt hatte, ihn hervorzulocken, schien sein Dasein nur durch ein Wunder erklärlich. Einmal entzündet, pflanzte er sich mit unglaublicher Leichtigkeit fort.“

Wilhelm von Humboldt

Die Früherkennung und Diagnostik dient zwei Zielen:

1. Sie grenzt tatsächliche und scheinbare Entwicklungsstörungen voneinander ab.

2. Sie bildet eine Grundlage für eine wirksame Frühtherapie.

Kinder sind im Alter zwischen 1 und 3 Jahren besonders sensibel für das Lernen von Sprache. Daher sind auch sprachtherapeutische Maßnahmen in dieser Phase besonders effektvoll (vgl. Grimm, 2003b). Durch das Bemühen, Risikokinder frühestmöglich zu identifizieren, soll das Entstehen oder die Verschlimmerung einer Sprachentwicklungsstörung verhindert werden.

Weiterhin sollen Spätfolgen wie einer Lese-Rechtschreib-Schwäche (Legasthenie) oder ein Schulversagen bzw. einer Sonderbeschulung vorgebeugt werden.

 

Vorsprachliche Fähigkeiten:

Es können zwei Phasen der vorsprachlichen Entwicklung unterschieden werden (vgl. Butzkamm & Butzkamm, 1999):

Das Vorsilbenalter (0 – 5 Monate): In den ersten sechs bis sieben Wochen (U3) ist das reflexhafte Schreien vorherrschend, z.B. bei Hunger, Schmerz etc.

Das Silbenalter (6 – 12 Monate): Ab circa 6 Monaten (U5) beginnt das Silbenplappern, welches sich durch wiederholte Konsonant-Vokal-Silben auszeichnet, z.B. baba, dada.

Sprachverstehen und Sprachproduktion (10. – 12. Lebensmonat):

Reagiert auf seinen Namen, indem es sich zum Sprecher wendet Reagiert auf die Aufforderung „Komm her!“, indem es kommt

Produziert mehrsilbige Lautketten mit unterschiedlichen Konsonanten, z.B. maba

Spricht erste Wörter, z.B. Mama, nein, wau-wau

Sprachentwicklung und Risikoerkennung (32. – 36. Lebensmonat):

Achtung: Mit 3,5 Jahren sind Probleme bei t, d, n und/oder häufige Lautersetzungen am Wortanfang durch h nicht mehr altersgerecht. Wichtig für Eltern in diesem Alter: Benötigt mein Kind schon Unterstützung.

Sprachproduktion und Aussprache/Lauterwerb (32. – 36. Lebensmonat):

Versteht Zweifachaufträge, z.B. Lege den Löffel in die Tasse!

Kann Grundfarben zuordnen

Versteht einfache Präpositionen

Spricht alle Laute korrekt, bis auf die Zischlaute s, sch, ch

Erste Konsonantenverbindungen, zum Beispiel bl, fl

Einige alterstypische Vereinfachungsprozesse: Vereinfachung von Konsonantenverbindungen Lautersetzungen:

z.B. Schuh –> Su;

Ich –>Is

Lautangleichungen,

z.B. Treppe –> Kreppe;

Drei –> Grei